5 Möglichkeiten, wie Infrastructure Debt Investoren nachhaltiges Verhalten fördern können

5 Möglichkeiten, wie Infrastructure Debt Investoren nachhaltiges Verhalten fördern können

 

Infrastrukturprojekte können für das Erreichen der globalen Klimaziele und für mehr Nachhaltigkeit von zentraler Bedeutung sein. Insbesondere die Bereitstellung von Fremdkapital kann dazu beitragen, den erforderlichen Wandel zu unterstützen. Bis 2050 gibt es schätzungsweise Investitionsmöglichkeiten von 10 Billionen Euro im Infrastrukturbereich für die Transformation des europäischen Energiesystems auf Netto-Null.[1]


Quelle: Goldman Sachs Global Investment Research, Carbonomics: Re-Imagining Europe’s Energy System, 2022.

Zwar können Sponsoren und Eigenkapitalinvestoren grundsätzlich unmittelbarer auf Projekte und Unternehmen Einfluss zu nehmen, aber auch Fremdkapitalinvestoren haben verschiedene Hebel, um nachhaltiges Verhalten ihrer Kreditnehmer zu incentivieren:

 

Kreditdokumentation: Diese beinhaltet die Festlegung von Nachhaltigkeitsklauseln und -kriterien in Kreditverträgen, die Kreditnehmer zur Einhaltung bestimmter ESG-Standards verpflichten können. Hier kann die Einhaltung von Umweltstandards, sozialer Verantwortung und guter Unternehmensführung festgehalten werden. Außerhalb von Finanzierungen, wie Green Bonds oder Sustainability-Linked Loans, sind derartige Klauseln derzeit noch relativ allgemein gehalten und beschränken sich meist auf die Einhaltung geltender Gesetze und Regularien, insbesondere in Bezug auf den Umweltschutz.

Monitoring und Reporting: Darunter versteht man die regelmäßige Überprüfung der ESG-Leistungen der Kreditnehmer und Anforderung spezifischer Informationen oder detaillierter Nachhaltigkeitsberichte. Dabei liegt das Augenmerk zunächst darauf, Fremdkapitalgeber zunächst mit den notwendigen Informationen zu versorgen, damit eine Evaluierung stattfinden kann. Diese beginnt bereits während der Due Diligence Phase. Als Nebeneffekt schafft dies aber auch bei Kreditnehmern ein Bewusstsein dafür, sich intensiv(er) mit der Thematik auseinanderzusetzen und Möglichkeiten für Messung und Reporting zu schaffen.

Dialog und Kooperation: Unter dem Stichwort „Engagement“ versteht man den Aufbau eines kontinuierlichen Dialogs zu Nachhaltigkeit und ESG. Fremdkapitalgeber sollten sich aktiv mit ihren Kreditnehmern dazu auseinandersetzen und auf die Erreichung bzw. positive Entwicklung in Bezug auf Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien hinwirken. Es ist durchaus üblich, dass Investoren intern eine Bewertung vornehmen, um das „Level of Engagement“ ihrer Kreditnehmer zu überwachen. Dieses wird zum einen benutzt, um gegenüber den eigenen Stakeholdern das aktive Handeln zu untermauern, aber auch um fehlendes Engagement bestimmter Unternehmen, in die man investiert hat, besser identifizieren zu können.

Anreizmechanismen: Strategien zur Förderung nachhaltiger Investitionen verstehen sich meist als Anreizmechanismus, um attraktivere Konditionen oder einen besseren Zugang zu Geldgebern erlangen zu können. Aber auch ohne diese spezifischen Frameworks wie Green Bonds oder Sustainability-Linked Loans nehmen Investoren bereits durch eigenes Screening und Allokationen eine Unterscheidung vor, die unmittelbar auf die Verfügbarkeit von Kapital und die Finanzierungskonditionen Einfluss hat.

Selektion: Auch das interne Screening und der kategorische Ausschluss bestimmter Projekte und Industrien beeinflussen die Finanzierungskonditionen. Dadurch entsteht ein Anreiz für Kreditnehmer, ihre eigenen Aktivitäten nicht nur zu durch- und ggf. zu überdenken, sondern auch Schritte zu unternehmen, um attraktiver für Kreditgeber, die oft institutionelle Investoren sind, zu sein. So sind beispielsweise Firmen aus Bereichen wie Öl- und Gasspeicher zunehmend bemüht, ihre Businesspläne in Richtung chemischer Produkte oder Biokraftstoffe zu diversifizieren oder mittelfristig ganz umzustellen.

Derzeit gibt es jedoch noch einige Investoren, die sich schwertun, in „braune“ Unternehmen zu investieren, die ihren grünen Wandel noch vor sich haben, da sich eine entsprechende Investition zunächst negativ auf ihr eigenes Anlageportfolio auswirken könnte. Hier ist ein Umdenken erforderlich, denn eine konstruktive Unterstützung der Dekarbonisierung und des positiven Wandels von „braun zu grün“ kann oft mehr bewirken.

Institutionelle Investoren sind unverzichtbare Akteure für den Wandel der grünen Infrastruktur. Ihre langfristige Perspektive ermöglicht es ihnen, einen wesentlichen Beitrag zu diesem Wandel zu leisten. Auch Fremdkapitalgeber haben verschiedene Hebel, um Anreize für ein nachhaltiges Verhalten ihrer Kreditnehmer zu schaffen, die nicht zu unterschätzen sind.

Benjamin Walter, Senior Portfolio Manager, Allianz Global Investors

Markus Götz, Head of Business Development Tax Exempt Organizations (TeO), Allianz Global Investors