Chancen und Risiken der neuen Präsidentschaft in den USA
Donald Trump ist erneut Präsident der Vereinigten Staaten. Mit der Kontrolle über Repräsentantenhaus und Senat haben die Republikaner die Möglichkeit, umfassende wirtschaftspolitische Maßnahmen durchzusetzen. Doch welche konkreten Entwicklungen könnten die Märkte erwarten?
Steuerpolitik: Impulse für Wachstum
Eine Fortsetzung des „Tax Cuts and Jobs Act“ aus Trumps erster Amtszeit gilt als wahrscheinlich. Vorgesehen sind Unternehmenssteuersenkungen von 21 % auf 15 % sowie die Abschaffung von Steuern auf Sozialversicherungsleistungen und Trinkgelder. Diese Maßnahmen sollen die Rentabilität der Unternehmen steigern und Investitionen ankurbeln. Auch die Kaufkraft der Verbraucher könnte steigen, was das Wirtschaftswachstum kurzfristig beleben dürfte. Die Finanzmärkte haben bereits positiv auf die Wahl reagiert, doch bleibt die Frage offen, wie die entstehenden Steuerausfälle kompensiert werden. Kritiker warnen vor einem weiteren Anstieg der ohnehin hohen Staatsverschuldung, was die langfristige Finanzstabilität belasten könnte.
Handels- und Zollpolitik: Protektionismus im Fokus
Trump kündigte während des Wahlkampfs eine verschärfte Handelspolitik an, darunter Zölle von 10 % auf alle Importe und bis zu 60 % auf chinesische Waren. Ziel ist es, die heimische Produktion zu stärken und Arbeitsplätze in den USA zu sichern. Doch diese protektionistischen Maßnahmen könnten die Preise für Konsumgüter erheblich erhöhen. Ökonomen schätzen, dass die Inflation je nach Umfang der Zölle um 0,8 bis 1 % steigen könnte. Dies würde insbesondere Haushalte mit mittleren und niedrigen Einkommen belasten und die positiven Effekte der Steuererleichterungen teilweise zunichtemachen.
Fiskalische Herausforderungen und die Rolle der Fed
Die Kombination aus Steuersenkungen und höheren Zolleinnahmen stellt die Federal Reserve vor einen Balanceakt. Während die Steuerpolitik das Wachstum ankurbeln könnte, würden höhere Importpreise den Inflationsdruck erhöhen. Sollte die Inflation deutlich anziehen, könnte die Fed gezwungen sein, den Leitzins zu erhöhen, um die Preisstabilität zu gewährleisten. Eine restriktivere Geldpolitik würde jedoch die Kreditkosten erhöhen und die Wachstumsdynamik bremsen.
Arbeitsmarkt: Engpässe möglich
Trumps Pläne zur Begrenzung der Einwanderung und Abschiebung irregulärer Migranten könnten den Arbeitsmarkt belasten. Besonders betroffen wären Sektoren wie Landwirtschaft, Bauwesen und Dienstleistungen, die stark auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen sind. Ein schrumpfendes Arbeitskräfteangebot könnte die Löhne in diesen Branchen erhöhen, was wiederum die Produktionskosten steigen lässt und zusätzlichen Inflationsdruck erzeugt. Zudem könnten Unternehmen Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen, was das Wachstum bremst.
Finanzmärkte: Wachstumssektoren profitieren
Die Erwartungen an Deregulierung und Steuererleichterungen könnten die Aktienmärkte weiter beflügeln. Besonders Wachstumssektoren wie Finanzen, Energie und mittelständische Unternehmen könnten von einem optimistischeren Geschäftsumfeld profitieren. Der Russell 2000-Index, der kleinere US-Unternehmen abbildet, könnte ebenfalls zulegen. Im Gegensatz dazu könnten die Anleihemärkte unter Druck geraten. Höhere Staatsdefizite könnten die Renditen von Staatsanleihen steigen lassen, was die Kreditkosten für Unternehmen und Verbraucher erhöht.
Immobilienmarkt: Positive Aussichten mit Herausforderungen
Ein erwartetes Wirtschaftswachstum dürfte sich auch positiv auf den Immobilienmarkt auswirken. Büroflächen werden stärker nachgefragt, wenn Unternehmen expandieren. Der Einzelhandel könnte von steigender Kaufkraft profitieren, und Wohnimmobilien könnten sowohl für Mieter als auch Käufer wieder attraktiver werden. Allerdings könnten ein Arbeitskräftemangel und steigende Baukosten die Bauaktivitäten dämpfen. Dies würde die Preise für Neubauten und bestehende Immobilien weiter nach oben treiben. Insgesamt bleibt der Ausblick für die Immobilienbranche positiv, jedoch abhängig von der Entwicklung der Inflations- und Zinslandschaft.
Gesamtwirtschaftlicher Ausblick: Balance entscheidend
Trumps Wirtschaftspolitik hat das Potenzial, kurzfristig starke Wachstumsimpulse zu setzen und damit neue Möglichkeiten für Unternehmen und den Arbeitsmarkt zu schaffen. Diese Dynamik könnte Innovation und Investitionen fördern, die der Wirtschaft frischen Aufwind verleihen.
Langfristig bleibt jedoch entscheidend, Herausforderungen wie die wachsende Staatsverschuldung und mögliche Arbeitsmarktengpässe im Blick zu behalten. Die Federal Reserve wird eine Schlüsselrolle dabei spielen, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Wachstum, Inflation und finanzieller Stabilität sicherzustellen.
Die nächsten Monate werden zeigen, ob die US-Wirtschaft den Weg in eine nachhaltige Wachstumsphase findet, die langfristig Chancen und Perspektiven eröffnet.
Celine Winter, 2nd Gen Principal, W5 Group