»Digitale Infrastruktur – Fundament unserer vernetzten Zukunft«


Digitale Infrastruktur – Fundament unserer vernetzten Zukunft

Spätestens in der Pandemie, als digitale Kommunikation oft die einzig mögliche war, hat sich die Bedeutung digitaler Infrastruktur als Teil der Daseinsvorsorge klar herausgestellt. Nur fünf Jahre später sind wir einen erheblichen Schritt weiter: Viele Recherche- und Analyseaufgaben werden bereits über KI (Künstliche Intelligenz)-gestützte Tools erledigt. Mit dem rasant steigenden Datenverkehr, dem Durchbruch von KI-Anwendungen und dem Ausbau von Cloud-Lösungen wächst der Bedarf an Funktürmen, Glasfasernetzen und Rechenzentren.

Mobilfunkmasten machen es möglich

Seit der Einführung im Jahr 2019 gilt 5G, die fünfte Generation des Mobilfunkstandards, als neuer Standard für einen vernetzten Alltag. Eine zentrale Voraussetzung hierfür sind Mobilfunkmasten, von denen es zunehmend mehr braucht. Allein um die volle 5G- und Gigabit-Abdeckung innerhalb der EU zu realisieren, wird ein Investitionsbedarf von mehr als 200 Milliarden Euro erwartet[1] – eine Mammutaufgabe mit enormem infrastrukturellem Aufwand. Doch der Einsatz von 5G reicht noch viel weiter: In Kombination mit dem Glasfasernetz können anfallende Datenmengen, die in den letzten Jahren bereits erheblich gestiegen sind[2], besser verarbeitet werden.[3]

Mit höheren Übertragungsgeschwindigkeiten geht auch mehr Effizienz einher und damit erweiterte Einsatzgebiete, wie z.B. im Kontext von Smart Cities mit intelligenten Verkehrssystemen oder automatisch abgelesene Strom- und Wasserverbrauchsständen – und die intelligente Vernetzung im „Internet of Things“ wird weiter zunehmen.

Abbildung 1: Smart City Bereiche

 Quelle: BSI; BSI – 5G – was versteht man darunter? – Smart City

 

Glasfaserdiaspora Deutschland?

In den letzten 15 Jahren hat sich die Zahl der Internetnutzer weltweit mehr als verdoppelt, während der globale Internetverkehr um das Zwanzigfache stieg.[4] In einigen Ländern Europas und besonders in ländlicheren Regionen ist die Verfügbarkeit von Highspeed-Breitband jedoch immer noch nicht ausreichend. Fest steht aber, dass das Kupferkabel mit seiner Lebensdauer von ca. 60–70 Jahren durch Glasfaser – mit einem bedeutend geringeren Stromverbrauch – ersetzt werden muss, um den heutigen Erfordernissen gerecht zu werden.

Deutschland hat in den letzten Jahren einen großen Schritt nach vorne beim Ausbau mit Glasfaser gemacht: Die Glasfaserausbauquote („Homes passed“) lag Ende 2024 bei 48,8 Prozent (22,5 Mio.), ein Zuwachs von ca. 9 % im Vergleich zum Vorjahr.[5] Dennoch liegt Deutschland in Bezug auf die Glasfaserbreitbandanschlüsse mit ca. 12 % immer noch weit unter dem OECD-Durchschnitt, der Mitte Juni 2024 bei 44,6 % lag.[6]

Doch in letzter Zeit ist der Glasfaserausbau in einigen Ländern unter Druck geraten. Gerade für Marktteilnehmer, die in diesen Bereich neu eintreten wollen oder nicht über eine entsprechend solide Finanzierungsbasis verfügen, kann es aufgrund einiger Herausforderungen schwierig werden, sich durchzusetzen und die notwendige kritische Größe zu erreichen.

Keine KI – keine Digitalisierung

Laut Statista nutzen rund 17 % der Befragten in Deutschland einmal am Tag ChatGPT[7]. Schätzungen gehen davon aus, dass KI sowie darauf basierende Tools und Cloud-Lösungen bis 2030 eine jährliche Wachstumsrate von nahezu 40 % verzeichnen werden[8]. Das Spektrum reicht dabei von Sprachassistenten bis zum Einsatz im medizinischen Bereich und im Transportsektor. Um Schritt halten zu können, besteht großer Bedarf an leistungsfähigen Rechenzentren sowie deren Anbindung und Vernetzung, einschließlich der Sicherung der benötigten Stromversorgungskapazitäten. Insbesondere Hyperscaler, also Mega-Rechenzentren, die ca. 5.000 Server beherbergen, sind im Fokus. Durch die zunehmende Digitalisierung entstehen weltweit neue Geschäftsmodelle und Angebote, für die es gilt, die richtigen Partner für die Umsetzung zu finden.

Geschätzter globaler Kapitalbedarf für Rechenzentren, Szenario ausgehend von anhaltender Dynamik, in Gigawatt

Quelle: Allianz Research, 3.5% to 2035: Bridging the global infrastructure gap

Chancen und Risiken

Von autonomem Fahren bis Telemedizin – ohne Rechenzentren, Telekommunikationsmasten und Glasfaser ist beides nicht möglich. Digitale Infrastruktur macht die Zukunft möglich.

Dank planbarer technischer Strukturen und z. B. staatlicher Förderprogramme können bestimmte Risiken bei der Umsetzung oft gut strukturiert werden. Demgegenüber stehen jedoch die üblichen Herausforderungen bei Greenfield-Projekten sowie regulatorische Verzögerungen und hohe Zinsen, die die Realisierung beeinflussen können. Auch bei der energieintensiven digitalen Infrastruktur gilt es, die eingesetzten Technologien und Standorte in Bezug auf ESG-Kriterien zu prüfen.

Digitale Infrastruktur ist ein wachstumsstarker, komplexer Bereich. Strategische Partnerschaften und Erfahrung sind entscheidend, um anspruchsvolle Projekte erfolgreich umzusetzen. Denn das kann die KI auch bis auf Weiteres (noch) nicht.

 

Benjamin Walter, Senior Portfolio Manager, Infrastructure Debt, Allianz Global Investors GmbH

Heiko Teßendorf, Head of Business Development Corporates & Family Offices, Allianz Global Investors GmbH