Artikel „Ein gutes Pflaster für Euro-Investment-Grade-Anleger“

Nachdem 2022 ein Jahrzehnt der geldpolitischen Lockerung zu Ende ging, musste 2023 die gesamte Zinskurve neu bewertet werden. Das Mantra der Zentralbanken „höher für länger“ endete und führte zu steileren Renditekurven und zu einer Neubewertung der Realzinsen, die nun zum ersten Mal seit fast zehn Jahren wieder im positiven Bereich liegen. Die Renditen europäischer Investment-Grade-Anleihen liegen damit heute auf einem sehr attraktiven Niveau von rund 4,6 Prozent. Darüber hinaus sind die Credit Spreads, also die Prämie für Investment-Grade-Anleihen, ebenfalls attraktiv und bieten im Vergleich zu anderen Anlageklassen ein ansprechendes Risiko-Rendite-Verhältnis – ein „Sweet Spot“ für Anleiheinvestoren.

Dispersion trotz sanfter Landung

Obwohl wir weiter von einer sanften Landung ausgehen können, ist eine Dispersion bei Unternehmensanleihen durchaus möglich. Bereits zuvor haben wichtige Namen den  Markt mit negativen Kursen überrascht. Die Unternehmen stehen vor der Herausforderung höherer Finanzierungs- und Inputkosten sowie vor Unsicherheiten in Bezug auf die  Nachfrage und die Auswirkungen der Energiewende, da diese insbesondere in der Industrie zahlreiche Umstellungen erforderlich macht. Ein aktiver Managementansatz, der sich auf die Analyse von Fundamentaldaten konzentriert und Umwelt-, soziale und Governance-Faktoren (ESG) einbezieht, ist in diesem Markumfeld besonders effektiv – zumal er  dazu beiträgt, Rezessionsrisiken zu minimieren. Eine umfassende Fundamentalanalyse in Kombination mit einem ESG-Filter ermöglichen es, qualitativ höherwertige Emittenten  mit soliden Bilanzen, guten Kennzahlen und starken ESG-Profilen bevorzugt in das Portfolio aufzunehmen. Diese Emittenten werden einem möglichen Abschwung und einer  Ausweitung der Credit Spreads im Falle einer schweren Rezession wahrscheinlich besser widerstehen können.

ESG steht auf der Tagesordnung

Die Klimakrise und die sozialen Herausforderungen, die mit der globalen Energiewende einhergehen, beherrschen nach wie vor die Märkte der Eurozone. Die Ziele der Europäischen Union (EU), Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent zu verringern (Gesetz „Fit for 55“), einen höheren Anteil erneuerbarer Energien am Stromerzeugungsmix umzusetzen (Ziel: 42,5 Prozent bis 2030) sowie die Entwicklung von Kohlenstoffpreismechanismen zwingen viele Firmen zu Veränderungen. Die europäischen Regulierungsbehörden haben im Zuge dessen bereits gezeigt, dass sie mit klareren Berichtsrahmen und Forderungen nach verbesserter Offenlegung auf Emittenten- und Anlegerebene eingreifen, beispielsweise durch CSRD- und SFDR-Vorschriften. Sogar die Europäische Zentralbank, der größte Akteur auf dem Investment-Grade-Markt, hat einen Plan zur Ökologisierung ihrer massiven Ankaufsprogramme (CSPP und PEPP) ausgearbeitet. Ankäufe werden dementsprechend auf Emittenten mit guten Klimabilanzen
ausrichtet, die anhand ihres CO2-Fußabdrucks, ihrer Einflüsse auf die Umwelt und der Dekarbonisierungsziele bewertet werden.

Der richtige Umgang mit ESG-Risiken steigert Renditen

Strategien zur Minimierung von ESG-Risiken schließen finanziellen Erfolg nichtaus – im Gegenteil: Der richtige Umgang kann die Renditen sogar erhöhen. Dabei sollten insbesondere Sektoren gemiedenwerden, die sich auf Öl, Gas oder braune Energieerzeuger konzentrieren. Da hier das ESG-Risiko extrem hoch ist, werden sich Investitionen mittel- und langfristig auch finanziell nicht lohnen. Bei der Bewertung möglicher Investitionen müssen zudem Geschäftstätigkeit, Transparenz und das Verhalten der Emittenten gegenüber Stakeholdern berücksichtigt werden. Mithilfe spezialisierterESG-Analysten können so die Chancen erkannt und genutzt werden, die mit Klimawandel,  essourcenverknappung, dem demografischen Wandel und den Änderungen in den Unternehmensführungen einhergehen. Im Zuge dessen sind ESG-Anleihen mit den richtigen Fundamentaldaten attraktiv – insbesondere grüne Anleihen, die Projekte mit positiven Auswirkungen auf die Umwelt finanzieren. Sie sind ein hilfreiches Instrument für  Investoren, die Wirkung ihrer Investitionen zu erhöhen.

Verringertes Risiko und Renditen mit Impact

Vor dem Hintergrund der Klimakrise,wachsender sozialer Herausforderungen und erhöhter Regulatorik seitens der EU wird die Berücksichtigung von ESG Faktoren für gesunde  Portfolios wichtiger denn je. So können nicht nur die Risiken minimiert werden, sondern mannutzt auch die Chancen, die der Wandel zur Nachhaltigkeit mit sich bringt, und
steigert in einem unsicheren und volatilen Marktumfeld die eigenen Erträge.