Interview „Andreas Löcher“

“Hotelimmobilien sind schon wieder auf Vorkrisenniveau”

Andreas Löcher ist Abteilungsleiter Investment Management Operational bei der Union Investment Real Estate und seit Juli 2010 im Unternehmen. Er ist verantwortlich für die Hotel- und Einzelhandelsinvestitionsstrategie und koordiniert alle Akquisitions- und Verkaufsaktivitäten. Das breit gefächerte Hotelportfolio von Union Investment mit rund 46 Hotelbetreibern/Marken in 10 Ländermärkten umfasst derzeit 90 Immobilien mit einem aktuellen Marktwert von rund 7 Milliarden Euro.

Wie stark ist Union Investment im Bereich der Betreiberimmobilien aktiv?

Wir haben rund 90 Einzelhandelsobjekte mit einem Volumen von 10 Milliarden Euro und ebenfalls rund 90 Hotel-Immobilien mit 7 Milliarden Euro.

Im Hotel-Segment zählen Sie zu den Marktführern. Wie sieht Ihre Strategie hier aus?

In der Tat haben wir bereits vor rund 50 Jahren in erste Hotel-Immobilien investiert. Derzeit beträgt der Hotel-Anteil an unserem Gesamtportfolio rund 15 %. Unser Schwerpunkt liegt dabei auf Geschäftsreise-Hotels, auch wenn wir vor kurzem erste Investitionen in aussichtsreiche Ferien-Ressorts getätigt haben. Hier sehen wir besondere Chancen für institutionelle Investoren. Denn die Ferienhotellerie zeichnet sich durch jahrzehntelanges Wachstum und Krisensicherheit aus und hat ihre Resilienz zuletzt in der Corona- Pandemie bewiesen.

Welche geografischen Schwerpunkte haben Sie?

Bei den Lagen sind wir breit aufgestellt, wobei die Sekundärstandorte in sehr guten Mikrolagen oftmals eine schnellere Erholung in der Nach-Pandemiezeit verzeichnen. International sind wir vor allem in Europa investiert und dort in Deutschland mit knapp der Hälfte des Gesamt-Hotelportfolios. Der Rest verteilt sich über Großbritannien, die Niederlande und Polen, sowie unter anderem über Belgien, Österreich und Spanien. Zusätzlich sind wir noch mit fast 1 Milliarde Euro in Hotels in den USA investiert.

Was sind die Vorteile von Hotel-Investitionen im Vergleich zu anderen Sektoren?

Die Entwicklung von Hotels ist grundsätzlich frühzyklisch, schon aus diesem Grund sind sie als Beimischung gut geeignet, da die meisten Nutzungsarten eher spätzyklisch reagieren. Vorteilhaft sind die langlaufenden Mietverträge mit üblicherweise zwischen 20 bis 30 Jahren. Positiv sei auch die Wertsicherung der Pachtverträge durch jährliche Indexierung zu erwähnen, sodass wir hier einen weit überwiegenden Inflationsausgleich haben.

Wie ist die aktuelle Lage bei Geschäftsreise-Hotels?

Die allermeisten Auslastungszahlen und Hotelraten liegen bei den Geschäftsreise-Hotels bereits wieder auf oder über dem Niveau von 2019. Einer der Gründe sind sogenannte „Bleisure-Reisen“, eine Verknüpfumg von Business und Leisure, also mit privater Verlängerung am Zielort der Geschäftsreise.

Welche neuen Entwicklungen sehen Sie im Hotel-Segment?

Lifestyle-Elemente werden immer wichtiger, wie die freizeitartige stylische Gestaltung der Allgemeinflächen und damit eine optimale Verbindung zwischen Arbeiten und Leben. Die Zimmer verkleinern sich etwas, dafür steigen die Erwartungen an die Qualität der Ausstattung. Auch Hotels mit längerer Aufenthaltszeit gewinnen an Bedeutung. Bei klassischen 4-Sterne-Hotels sehen wir eher eine Sättigung in vielen Märkten und gerade diese Hotels müssen sich zunehmend neu erfinden.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Genauso wie ich die große weite Welt der Hotels beruflich spannend finde, so liebe ich auch privat das Reisen. Dann bin ich begeisterter Klavierspieler mit einer Vorliebe für Jazz. Joggen kommt auch noch dazu, genau wie meine liebe Familie.