Interview mit Gerrit Helgenberger

Interview mit Gerrit Helgenberger, Senior Key Account Manager, CREDION AG

Zitat „Private Debt ist gefragter denn je“

Können Sie uns einen kurzen Überblick die Credion AG geben?
Wir wurden 2017 gegründet und sind im Kern eine KVG, spezialisiert auf Private Debt und zusätzlich auch Private Equity, insbesondere für Unternehmen mit besonderen Herausforderungen. Daneben sind wir auch als Service-KVG aktiv. Im Rahmen unserer Tätigkeiten übernehmen wir auch das Asset Management und auf Wunsch das Portfolio-Management für Familienvermögen. Zu unseren Spezialitäten zählen unter anderem Entwicklungsförderungsfonds. Insgesamt liegt unser Fokus klar auf der Strukturierung von Private Debt-Fonds für Single Family Offices. Derzeit verwalten wir fünf Fonds mit mehr als 500 Millionen Euro Assets under Management und einem Zielvolumen von gut einer Milliarde Euro

Wie sehen Sie die Rolle von Credion im aktuellen Marktumfeld der Finanzdienstleistungen?
Man kann sagen, dass wir Möglich-Macher im Finanzierungsbereich sind, sowohl für Anbieter als auch Nachfrager. Damit bringen wir Unternehmen mit Finanzbedarf und Investoren zusammen, wie eine Manufaktur für passgenaue Investitions- und Finanzierunglösungen. Unsere Hauptaufgabe liegt in der Bereitstellung eines Weges zwischen den Kapitalgebern und -nehmern für privates Kapital abseits der üblichen Bankenfinanzierungen. Dabei sind wir nun auch in den Bereich der Immobilienfinanzierungen eingestiegen, speziell im Segment der Brücken- und Ankaufsfinanzierungen.

Welche Wachstumsstrategien verfolgen Sie?
Der Rückzug von klassischen Banken bei Übernahmen, Wachstumsfinanzierungen und Projektentwicklungen vergrößert die Chancen von Private Debt. Damit ist Private Debt gefragter denn je. Neu und noch fast exotisch in Deutschland ist unsere Strategie, Private Debt über einen Spezial-AIF als Kapitalverwaltungsgesellschaft Familienvermögen anzubieten.

Wie hat Credion auf die jüngsten wirtschaftlichen Herausforderungen reagiert?
Die schwierige wirtschaftliche Situation, nicht zuletzt im Inland, hat den Bedarf für Private Debt deutlich steigen lassen. Dennoch achten wir weiter stark auf eine gute Besicherung der Kredite. Hier sind wir sehr sicherheitsorientiert. Das ist ein wichtiger Grund, warum wir selbst in der aktuellen Rezession bis dato keine Kreditausfälle hatten.

Wie beeinflussen steigende regulatorische Anforderungen Ihre strategischen Entscheidungen?
Die Regulatorik spielt immer eine wichtige Rolle, gerade für Finanzprodukte unter der Aufsicht der BaFin, wie unsere Fonds. Wir stellen uns deshalb sehr frühzeitig auf Änderungen ein und passen uns nicht nur sofort an, sondern entwickeln auch entsprechend neue Finanzierungslösungen.

Welche Trends im Finanzdienstleistungssektor sehen Sie als besonders relevant an?
Neben vielen Mega-Trends sind zwei Entwicklungen besonders wichtig für uns. Die Investoren stellen sich zunehmend auf das inzwischen normalisierte Zinsumfeld ein. Dazu gehört, dass sie nach vielen spekulativen Ansätzen der letzten Jahre wieder verstärkt auf die Grundsätze einer klassischen Portfolio-Steuerung und einer erheblich stärkeren Diversifizierung im Bereich Eigenkapital und Fremdkapital zurückkehren. Das ist auf jeden Fall positiv, weil sich daraus neue Produktentwicklungs-Möglichkeiten ergeben, die dazu beitragen, die Diversifizierungs-Ziele zu erreichen.

Der zweite Trend ist die Zunahme an neuen Investmentanlageklassen für private Anleger. Der neue ELTIF ist ein gutes Beispiel dafür. Damit können Privatanleger jetzt erstmals auch im Bereich Private Debt und Private Equity professionell investieren. Das ist zwar grundsätzlich positiv, kritisch sehe ich aber ein Spannungsfeld zwischen den vorhandenen Produkten und der Erwartungshaltung der privaten Anleger. Die Anbieter haben sich zu wenig damit befasst, was der private Durchschnittsanleger wirklich will. Da genügt es nicht, einfach eine weitere Anlegerklasse für ein ansonsten auf institutionelle oder semi-institutionelle ausgerichtetes Produkt einzurichten.

Welche Herausforderungen sehen Sie für Ihre Branche in den kommenden Jahren?
Es wird eine Herausforderung sein mit den Marktänderungen Schritt zu halten. Das liegt auch an der zunehmenden internationalen Vernetzung. Denn der Wachstumsfokus wird nicht mehr alleine auf Nordamerika und Europa liegen. Asien-Pazifik wird hier definitiv eine Zukunftsregion sein.

Was motiviert Sie privat für Ihre Tätigkeit?
Zunächst meine Familie, hier schöpfe ich immer Kraft. Dann bin ich im Hamburger Süden, den Harburger Bergen, oft mit dem Fahrrad unterwegs. Meine große Leidenschaft ist im Sport das Boxen. Hier nehme ich durchaus einige Erfahrungen, wie Strategie und Standfestigkeit mit ins Büro.

Über Gerrit Helgenberger
Gerrit Helgenberger verantwortet bei CREDION den Ausbau des Neugeschäfts. Bevor er Anfang 2024 zur CREDION AG wechselte, war er mehrere Jahre für die Investorenakquise bei einem Hamburger Fondsinitiator tätig. Seine berufliche Laufbahn begann er in der Beratung vermögender Privatpersonen bei der UniCredit, wo er vor seinem Eintritt in die alternative Investmentbranche zuletzt als Leiter zweier Standorte tätig gewesen ist.