Interview mit Rainer Komenda, Head of Real Estate
Investment Management, Bayerische Versorgungskammer
Zitat „Wir wünschen uns deutlich mehr einheitliche Standards der Fondsanbieter“
Wie sieht Ihre Anlagestrategie im Immobilienbereich aus?
Die Bayerische Versorgungskammer hat mit Marktwert zum Januar 2024 rund 111,9 Milliarden Euro. Assets under Management. Bei diesen Bestandsanlagen liegt der Immobilienanteil im niedrigeren 20 Prozent-Bereich. Damit fühlen wir uns gut aufgestellt. Für die zukünftige Immobilien-Strategie bauen wir sektoral speziell die verschiedenen Wohnimmobilienformate aus. Dazu zählen sowohl klassische Mietwohnhäuser, aber auch studentisches Wohnen und Seniorenwohnimmobilien. Den Anteil der Logistikimmobilien möchten wir ebenfalls mit zukünftigen Investitionen stärken. Beim Einzelhandel werden wir selektiv vorgehen. Büroimmobilien möchten wir hingegen schwächer gewichten. Geografisch werden wir bei Neuanlagen besonders die Investitionen in Asien und Pazifik verstärken.
Welche geografischen Schwerpunkte haben Sie im Bestand?
Rund 50 Prozent unserer Immobilienbestände befinden sich im Heimatmarkt Deutschland. Rund 20 Prozent sind jeweils im übrigen Europa und in den USA. In Asien-Pazifik sind wir aktuell mit 10 Prozent investiert.
Wie sind Sie sektoral aufgestellt?
Wohnimmobilien haben einen Anteil von rund 30 Prozent. Die Erträge sind stabil, dafür ist die Verwaltung anspruchsvoll. Beim Thema Büroimmobilien ist es uns sehr wichtig die ESG-Ansprüche umzusetzen. Hier gilt es, im Auge zu behalten, wo der Markt hin will. Hinzu kommt die neue Ausrichtung von Büroflächen auf die sogenannte Life Support Quality und die moderne Nutzung nach dem New Work-Prinzip. Das ist eine Herausforderung. Bei Einzelhandelsimmobilien sehen wir weiterhin Chancen für absolute Top-Luxus-Händler in erstklassigen Lagen. Zusätzlich spielen hier bei uns Nahversorgungsimmobilien mit Lebensmitteleinzelhändlern eine große Rolle, dabei ist die Abdeckung des täglichen Bedarfes zentral.
Wie sind Sie bei Nischensegmenten engagiert?
Rund 5 Prozent unserer Immobilien zählen zu den Bereichen Life Science, Medical Office und Data Center. Zusätzlich sind wir auch im Bereich der Logistikimmobilien aktiv, wie beispielsweise bei Multi Storage-Immobilien.
Welche Bedeutung haben die indirekten Investitionen über Fondsvehikel für Sie?
In Deutschland sind wir auch aus historischen Gründen immer noch stark direkt investiert. Ausländische Investitionen und damit gut die Hälfte des Bestandes halten wir indirekt über eine große Breite an Vehikeln, insbesondere über Fonds-Konstrukte nach deutschem und luxemburgischem Recht.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage an den Immobilienmärkten?
Wir sehen erste Anzeichen für eine Bodenbildung der Immobilienmärkte. Das gilt auch für die Preise, die nun wieder in einen gesünderen Korridor kommen und bald neue Transaktionen erlauben dürften.
Welche Entwicklungen und Trends haben Sie aktuell besonders im Fokus?
Dazu zählen wir die großen Megatrends, wie die Digitalisierung, KI, die Demographie, Dekarbonisierung beziehungsweise die ESG-Kriterien und das Thema der Nachhaltigkeit. Natürlich spielen hier sehr stark auch Unterschiede zwischen den Regionen, Ländern und Kontinenten hinein. So hat der Sektor Büroimmobilien in Asien bei weitem nicht die Probleme wie in Europa oder den USA.
Was wünschen Sie sich von der Fondsbranche für 2024 und 2025?
Wir wünschen uns deutlich mehr einheitliche Standards bei den Fondsanbietern. Denn nur so bekommen wir als institutioneller Investor die notwendige Transparenz für aussagefähige Vergleiche zur Bewertung der Chancen und Risiken von Anlagealternativen. Leider sehen wir nach wie vor auf diesem Gebiet zu wenige und zu langsame Fortschritte der Fondsbranche.
Wie erholen Sie sich privat, um wieder Energien aufzuladen?
Ich gehe gerne und oft an die frische Luft. Auch meine Reisen, ob privat oder beruflich, helfen mir, nicht nur Kraft zu tanken, sondern auch den Blick über den Tellerrand hinaus zu erlauben.
Über Rainer Komenda
Rainer Komenda ist Abteilungsleiter Immobilien Investment Management bei der BVK. Er wechselte 2003 zur BVK, wo er zunächst für Transaktionen in Deutschland zuständig war. 2013 übernahm er die Referatsleitung Immobilien Investment Global. Vor dem Wechsel zur BVK arbeitete er für verschiedene Immobilienunternehmen in den Bereichen Projektentwicklung, Transaktionen, Projektmanagement und kaufmännische Leitung. Rainer Komenda hat mehr als 30 Jahre Immobilienexpertise und hat einen Abschluss als Diplom–Kaufmann der Ludwig–Maximilians–Universität München.