Bund Institutioneller Investoren: Frau Bene, Sie suchen hauptberuflich nach Führungskräften für institutionelle Investoren. Warum nennen Sie als gebürtige Hamburgerin Ihr Unternehmen ausgerechnet Mainstay und werben so augenscheinlich für den Standort Frankfurt?
Britta B. Bene: Ich freue mich sehr über diese Frage! Sie wird mir immer wieder gestellt, allerdings habe ich mir bei der Namensgebung nie Gedanken über Standorte gemacht. Vielmehr hat das Wort „Mainstay“ mehrere Bedeutungen. Sie dienen mir und meinem Geschäft als Leitfaden, als Grundstein. Stabilität, Verlässlichkeit und Partnerschaft sind hier die Stichworte.
Erläutern Sie das bitte.
Ich bin bilingual aufgewachsen (Englisch und Deutsch, Anm. d. Red.) und habe eine Affinität zum Wassersport. Die Segler unter Ihren Lesern wissen vielleicht, dass das Mainstay auf einem Boot das verbindende Element ist – ein Draht zwischen Mast und Rumpf. Auf Deutsch spricht man vom Stag. Hierdurch entsteht ein Dreieck, welches natürlich die stabilste Form ist.
Ferner bedeutet das Wort „Mainstay“ ins Deutsche übersetzt Hauptstütze oder Hauptbestandteil. Es ist etwas, auf dem Dinge beruhen oder auf das Personen sich verlassen. Man würde zum Beispiel sagen: Reis ist der Mainstay, der Hauptbestandteil der asiatischen Küche. Oder: Eine diversifizierte Asset-Allokation ist der Mainstay, der Grundstein für ein beständiges Portfolio.
Mainstay steht also für Stabilität und ist die Bezeichnung für ein Grundelement.
So ist es. Gerne möchte ich diese Werte und Bedeutungen in meinem Geschäft aufgreifen. Es ist unser Ziel, ein stabiler, verlässlicher Partner zu sein und hoffentlich zum Hauptbestandteil der Personal-Strategie unserer Kunden zu werden.
Der Fluss Main kam mir bei all diesen Gedanken nie in den Sinn. Aber ich freue mich, dass die Verbindung unwillkürlich entstanden ist. Frankfurt ist eine tolle Stadt – auch wenn Hamburg meine Perle ist – und der zentrale Finanzplatz in Deutschland. Vor diesen Hintergründen hat Mainstay nun eine weitere schöne Bedeutung.
Sie haben viele Jahre in den USA gelebt und dort zunächst als Strategieberaterin gearbeitet. Anschließend haben Sie eine Softwarefirma gegründet und Erfahrungen mit Hedgefonds gesammelt. Wie kamen Sie zum Headhunting?
Tatsächlich kam der Wechsel ins Headhunting durch Zufall. Es war mein Wunsch, nach rund zwölf Jahren USA nach Deutschland zurückzukehren. Da es aber keine nennenswerte Hedge-Fund-Szene in Deutschland gibt, musste ich mich für andere Positionen öffnen. So wurde ich von Indigo Headhunters für Blackrock rekrutiert.
Die durch diesen Prozess entstandene Verbindung zu Indigo blieb bestehen. Für mich ergab sich so die außerordentliche Gelegenheit, meinen späteren Arbeitgeber Indigo dabei zu unterstützen, ein neues Geschäftsfeld mit Fokus auf Alternative Investments aufzubauen. Die unternehmerische Aufgabe, das Team und der Tapetenwechsel reizten mich sehr. Somit wechselte ich die Seiten in die Personalberatung. Und auch nach sieben Jahren in diesem Metier bin ich sehr glücklich über diesen Schritt.
Manche Kapitalsammelstellen in Deutschland sprechen offen vom Personalmangel im Bereich der alternativen Anlagen. Bezahlen die deutschen Großanleger ihre Fachkräfte marktgerecht? Und was ist hier überhaupt die Benchmark?
Wenn wir mit Großanleger die deutschen Pensionsfonds, Versorgungswerke und Versicherungen meinen, dann bezahlen diese ihre Mitarbeiter im internationalen Vergleich schlechter als zum Beispiel US-amerikanische, kanadische oder UK-basierte institutionelle Investoren.
Selbstverständlich kommt es immer auf die Strategie an, die die Kapitalsammelstellen auf der Investmentseite verfolgt. Im Schnitt liegen die deutschen Gehälter jedoch deutlich unter den internationalen Kompensationspaketen.
Allerdings ziehen die Gehälter hierzulande langsam an. Die größere Nachfrage nach Alternative-Investment-Spezialisten hebt die Saläre. Und dennoch haben wir noch einen weiten Weg vor uns. Häuser, die bei diesem Gehaltsanstieg nicht mitziehen, werden immer größere Schwierigkeiten bekommen, geeignete Talente für sich zu gewinnen.
Wie beurteilen Sie als Personalexpertin die Chancen von Quereinsteigern? Beispielsweise von Spezialisten aus dem Fixed-Income-Handel, die aufgrund der abnehmenden Bedeutung von Zinsanlagen nach neuen Perspektiven im Asset Management suchen?
Bei dieser Frage ist es essenziell zu differenzieren, da es immer auf die Positionen und deren Anforderungen ankommt: Muss die Person ein Netzwerk mitbringen? Wie erfahren muss die Person in der Manager oder der Asset Due Diligence sein? Ist das Team groß genug, um jemanden mit einer steilen Lernkurve aufnehmen zu können?
In der Regel ist der Quereinstieg auf der Investmentseite mit Fokus auf Private Markets ab dem Mid-Level aber nicht ganz einfach. Oftmals tun die Häuser sich sehr schwer damit, jemanden ohne relevante Erfahrung in Teams aufzunehmen, die fast immer klein sind und einen zunehmend größeren Teil der Asset-Allokation verantworten. Selbst ein Wechsel von zum Beispiel Private Debt oder Infrastruktur zu Private Equity ist nicht immer einfach.
Anders sieht es im Sales aus. Erfahrende Fixed-Income-Sales-Personen, die ein relevantes Netzwerk zu institutionellen Investoren mitbringen, haben es einfacher, den Wechsel zu vollziehen. Man geht davon aus, dass das fehlende Produktwissen relativ schnell aufgebaut werden kann, sofern das Netzwerk einschlägig ist.
Welche persönlichen Eigenschaften müssen Ihre Kandidaten heute zwingend mitbringen, um auf ihrem Posten erfolgreich zu sein?
Kandidaten müssen heutzutage unbedingt international orientiert sein. Die Sprache der Private Markets ist Englisch, und Manager sind weltweit vertreten. Eine große Affinität zum Netzwerken und der Wille zur permanenten eigenen Weiterentwicklung sind daher wesentlich. Ferner müssen Kandidaten proaktiv sein und Initiative zeigen. Die Teams sind in der Regel klein, und jeder muss die Ärmel hochkrempeln. Und für die Arbeit bei einem institutionellen Investor würde ich immer eine Prise Geduld empfehlen.
Haben Sie ein Motto, das Sie motiviert?
Nein, nicht wirklich. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass Fleiß, Tatendrang, Kreativität und Hilfsbereitschaft zum Erfolg führen. Kurzum: Einfach machen und fröhlich sein!
Für welchen Sport haben Sie als Jugendliche gebrannt?
Ich habe als Jugendliche viele Sportarten betrieben und konnte überall mithalten, ohne mich fürchterlich zu blamieren. Aber ein echter Star war ich bei keinem besonderen Sport. Aber zu meinen Aktivitäten gehörten Segeln, Tennis, Hockey, Golf, Skifahren und Reiten. Heute ist Kitesurfen dazugekommen – ein Sport, den ich mit viel Enthusiasmus betreibe. Ich freue mich, wenn ich mehr Zeit auf dem Wasser verbringe als darin.
Welchen Ort in Hamburg besuchen Sie besonders gern?
Ich hatte das große Glück, in einem der Elbvororte aufzuwachsen und regelmäßig auf der Alster zu segeln. Noch heute liebe ich es, an einem sonnigen Nachmittag ein Bier an der „Kajüte“ in Blankenese zu trinken oder während einer Regatta im Norddeutschen Regatta-Verein an der Alster zu sein. Bei schönem Wetter – ein seltenes Ereignis – gibt es kaum eine schönere Stadt!
Was war eine besonders prägende Erfahrung, die Sie in den USA gemacht haben?
Die wahrscheinlich prägendste Erfahrung beziehungsweise Erkenntnis war, was für ein tolles Leben wir in Deutschland doch haben. Ich liebe die USA und die Menschen dort sehr. Aber in den Vereinigten Staaten ist es sehr schwierig, in einem urbanen Umfeld den gleichen Lebensstandard zu halten, den wir in Deutschland genießen. Man muss sehr hart arbeiten, um sehr viel Geld zu verdienen, um ein mittelmäßiges Leben zu führen. Da haben wir es in Deutschland besser!
Welches Buch haben Sie mehrmals gelesen und warum?
Tatsächlich einige! Als Kind habe ich „Die rote Zora“ von Kurt Held immer wieder gelesen. Ich sah dem Mädchen auf dem Buchumschlag sehr ähnlich, und als Anführerin einer kleinen Bande war sie meine Heldin. Später habe ich „The Catcher in The Rye“ oder „Der Fänger im Roggen“ von J.D. Salinger bestimmt drei oder vier Mal gelesen – wie wahrscheinlich fast jeder zwischen zwölf und 15.
Und später?
Im Erwachsenenalter hat mich „When Breath Becomes Air“ von Paul Kalanithi in seinen Bann gezogen. Ein wahrhaft umwerfendes Buch. Und für alle, die Sachbücher mögen: „Never Split the Difference: Negotiating as if Your Life Depended on it” von Chris Voss ist ein Buch, das man immer wieder lesen kann und vielleicht auch sollte.
Letztes Jahr habe ich 38 Bücher gelesen. Mein Ziel war es, dieses Jahr auf die 52 zu kommen. Aber es sieht nicht so aus, als ob ich auch nur annähernd das letzte Jahr schlagen werde. Mit einer neuen Firma ist viel zu tun!
Über die Interviewte:
Britta Breeze Bene ist seit diesem Jahr Partnerin bei Mainstay Human Capital Advisors. Mainstay mit Sitz in Frankfurt am Main ist spezialisiert auf die Suche von Führungskräften für Unternehmen im Bereich der Private Markets. Zuvor war die gebürtige Hamburgerin Partnerin bei Indigo Headhunters. Dort leitete sie den Bereich Alternative Investments. Britta Bene ist Mitglied im siebenköpfigen Vorstand des Bundesverbands Alternative Investments. Sie lebt in Frankfurt, Hamburg und den USA.
Die Fragen stellte Tobias Bürger, Bund Institutioneller Investoren.
Bild: privat.
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