Portfoliooptimierung durch Private Debt – Diversifikation, Market Timing und ESG-Chancen im Fokus
Private Debt gewinnt zunehmend an Bedeutung für institutionelle Portfolios, insbesondere im Hinblick auf Diversifikation und Risikomanagement. Die Optimierung dieser Portfolios stellt eine stetige Herausforderung dar, insbesondere angesichts aktueller volatiler Marktbedingungen und geopolitischer Risiken sowie des Strebens nach stabilen Erträgen. Private Debt bietet aufgrund seiner geringen Korrelation zu traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen potenzielle Diversifikationsvorteile.
Wir haben zuletzt die Auswirkungen von Private Debt (insbesondere Corporate- und Real Estate Debt) auf das Rendite-Risiko-Profil eines institutionellen Portfolios analysiert. Anhand verschiedener Szenarien wurde evaluiert, wie eine sukzessive Integration von Private Debt die Effizienz des Portfolios steigern kann.
Ausgangspunkt der Analyse war ein Portfolio mit einer Allokation von 40% Aktien und 60% Anleihen. Dieses Modellportfolio wurde systematisch um Anteile an Private Debt erweitert, wobei die schrittweise Integration in vier Stufen erfolgte:
- Basisportfolio ohne Private Debt
- Integration eines geringen Private Debt Anteils in das Basisportfolio bestehend aus einer ausgewogenen Aufteilung zwischen Corporate- und Real Estate Debt
- Erhöhung des Private-Debt-Anteils gegenüber Portfolio 2
- Weitere Erhöhung des Private-Debt-Anteils auf 9 % des Gesamtportfolios, wobei der Anteil an Anleihen entsprechend reduziert wurde
Die Obergrenze von 9 % Private Debt im Portfolio wurde bewusst gewählt, da institutionelle Anleger in der Realität selten zweistellige Allokationen in dieser Assetklasse vornehmen.
Die Portfolioallokation unter Einbeziehung liquider Indizes wurde auf Grundlage des S&P 500 Index, eines Corporate Bond Index sowie eines Treasury Bond Index vorgenommen. Für Real Estate Debt und Corporate Debt wurden Preqin Indizes herangezogen. Der Analysezeitraum erstreckte sich über zehn Jahre (12/2013 bis 09/2023).
Die Analyse der verschiedenen Portfolios erfolgte anhand der Sharpe-Ratio, um das Verhältnis von Rendite und Risiko zu bewerten, sowie der Volatilität, um die Stabilität des Portfolios zu prüfen.
Die Simulationen zeigten, dass Portfolio 4, mit einem Anteil von 9 % Private Debt, das höchste Risiko-Rendite-Verhältnis aufwies. Die Sharpe-Ratio des Portfolios stieg an, während die Volatilität durch die Diversifikationseffekte des Private Debt leicht reduziert wurde.
Vor allem Real Estate Debt erwies sich als besonders vorteilhaft, da es eine noch geringere Korrelation zu den übrigen Assetklassen aufwies und dadurch einen hohen Diversifikationseffekt erzielte.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine gezielte Allokation in Private Debt sowohl das Risiko als auch die Volatilität eines Portfolios senken kann. Insbesondere institutionelle Investoren, die nach stabilen Erträgen und einer Optimierung des Rendite-Risiko-Profils streben, könnten von einer Allokation in Private Debt profitieren.
Die Integration von Private Debt als diversifizierende Komponente im Portfolio birgt erhebliche Vorteile, jedoch auch Herausforderungen. Aufgrund der niedrigeren Liquidität und der oft eingeschränkten Transparenz erfordert diese Assetklasse eine fundierte Due Diligence und spezifisches Fachwissen im Risikomanagement.
Somit ist Private Debt als Anlageklasse eine wertvolle Ergänzung für institutionelle Portfolios.
Kontrovers wird weiterhin über den langfristigen Beitrag des Market Timing zur Portfoliooptimierung diskutiert. Unabhängig von dessen wissenschaftlicher Grundlage lässt sich im aktuellen Marktumfeld jedoch ein überdurchschnittlich attraktives Potenzial für Real Estate Debt feststellen. Da Banken aufgrund verschärfter regulatorischer Vorgaben zunehmend restriktiver bei der Kreditvergabe agieren, wird sich das „Funding-Gap“ in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter vergrößern. Die gestiegene Risikoaversion zeigt sich bereits jetzt in höheren Kreditmargen, was in Kombination mit den im Vergleich zu vor drei Jahren deutlich gestiegenen Basiszinsen die Attraktivität für Investoren erhöht.
Zudem schafft die notwendige ESG-Transformation des Gebäudebestands eine zusätzliche Nachfrage nach flexiblen Finanzierungslösungen, insbesondere für energetische Sanierungsmaßnahmen. Dies eröffnet nicht nur attraktive Renditemöglichkeiten, sondern ermöglicht auch ESG-konforme Investments mit einem ausgewogenen Rendite-Risiko-Profil.
Fazit: Private Debt im Allgemeinen hat einen nachweisbaren positiven Effekt auf institutionelle Portfolios, Real Estate Debt im Speziellen bietet unter Timing-Aspekten aktuell zusätzlich ein günstiges Risk-/Return-Verhältnis.
Henriette Lauterbach, Business Development Manager
Pascal-Stephan Scheeff, Managing Director Institutional Sales & Relationship Management
BF.capital GmbH