„Rendite sichern, Haftung vermeiden: Steuerversicherung als Gamechanger im Fonds & Asset Management“

Rendite sichern, Haftung vermeiden: Steuerversicherung als Gamechanger im Fonds & Asset Management

Von Martina Sradj, Steuerberaterin, Versicherungsmaklerin, Geschäftsführerin 1 AHEAD GmbH

„Steuern zahlt nach den Anlagebedingungen doch der Anleger.“ „Wir haben das Thema Steuern an einen externen Berater ausgelagert.“ – Typische Aussagen deutscher Asset Manager und Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGen), wenn es um die Frage nach deren Strategien zur Verminderung von Steuerrisiken geht. Anders als bei Family Offices, die ihr eigenes Geld im Feuer sehen, verkennen viele der Verwalter, dass Steuern nicht allein Sache des Anlegers sind, sondern maßgeblich durch die Steuerfolgen auf Fondsebene beeinflusst werden – und Risikovorsorge eine zentrale Pflicht des Verwalters ist.

Wenn vermeidbare Steuerzahlungen Rendite kosten

Investmentfonds sehen sich aktuell mit sinkenden Einnahmen und steigenden Ausgaben konfrontiert. Prognostizierte Renditen rücken in weite Ferne. Jede ungeplante Steuerzahlung schmälert die Fondsrendite – zulasten der Anleger. In vielen Fällen ließen sich diese Zahlungen vermeiden, wenn die Verwaltung steuerliche Risiken proaktiv managen würde.

Typische Fälle, in denen Steuerrisiken auftreten und zu ungeplanten Steuernachzahlungen führen können, sind z.B.

  • An- und Verkäufe im Portfolio
  • Reorganisationen oder Refinanzierungen im Portfolio
  • Auflösung von Investmentstrukturen oder Auflösung des gesamten Fonds
  • Gesetzesänderungen
  • Betriebsprüfungen

Trotz steuerlicher Beratung, bleibt oft unklar, ob wann und in welcher Höhe Steuern fällig werden – und wer dafür letztlich haftet.

Anleger werden kritischer – und setzen sich durch

Bisher nahmen viele Anleger ungeplante Steuer(nach)zahlungen kommentarlos hin. Doch das ändert sich gerade. Erste Gerichtsurteile bei Publikumsfonds zeigen: Anleger stellen das Handeln der Verwalter erfolgreich in Frage. Im Spezialfonds-Bereich dürfte nichts anderes zu erwarten sein. Der Verwalter steht hier mit seinem eigenen Unternehmen in der Haftung – denn proaktives Management von Steuerrisiken ist kein „nice to Havel“, sondern eine Pflicht und eine Verantwortung, mit den anvertrauten Geldern sorgsam umzugehen. Denn wenn eine KVG, die nach § 26 KAGB ausschließlich „im Interesse der Anleger“ handeln soll, keine geeigneten Maßnahmen ergreift, um die Gelder der Anleger zu schützen, handelt sie nicht nur nachlässig, sondern ist potenziell schadenersatzpflichtig.

Der Irrglaube: Der Steuerberater haftet

Viele glauben, dass bei Fehlern der Steuerberater haftet. Tatsächlich schützt er sich aber im eigenen Interesse bestmöglich gegen seine Inanspruchnahme ab, sei es durch Annahmen, mündliche Auskünfte oder Risikohinweise. Was oft vergessen wird: Ob eine vom Finanzamt angeforderte Steuer tatsächlich anfällt, lässt sich oft erst durch ein langwieriges Verfahren klären, insbesondere, wenn die Finanzgerichte hinzugezogen werden – ein Prozess, der Jahre dauern kann. Weiterhin fallen nicht unbeträchtliche Kosten für Berater und Gerichte an. Die Berufshaftpflicht des Steuerberaters wird hier selten in Vorleistung gehen, sondern erst das Ende des Verfahrens abwarten.

Erschwerend kommen die Nebenwirkungen der ungeplanten Liquiditätsbelastung von Steuerzahlungen dazu, nämlich Reputationsrisiken und mögliche strafrechtliche Konsequenzen. Die treffen in erster Linie den Investmentfonds und den Verwalter.

Steuerrisiken haben die Tücke, dass ihre Eintrittswahrscheinlichkeit zwar oft als gering bewertet wird, aber die Höhe des Schadens signifikant sein kann. Die Liquidität des Fonds ist auf solche Belastungen oft nicht vorbereitet, eine Bankfinanzierung ist teuer. Auch die oft empfohlene „verbindliche Auskunft“ vom Finanzamt ist nicht immer praktikabel: Sie dauert lange, ist rechtlich eingeschränkt und kommt für zeitkritische Projekte häufig zu spät.

Geheimwaffe Steuerversicherung

Die Steuerversicherung ist ein innovatives Instrument zur Absicherung bekannter steuerlicher Risiken – auch außerhalb von M&A-Prozessen. Versichert werden laufende, vergangene und künftige Risiken mit einer Einmalprämie, die meist unter Bankzinsniveau liegt. Im Streitfall übernimmt die Versicherung zunächst die Zahlung an das Finanzamt und kann auch Nebenkosten wie Beraterhonorare abdecken.

Die Police wird individuell auf das jeweilige Risiko zugeschnitten, unterstützt durch spezialisierte Makler. Obwohl in Deutschland noch wenig bekannt, bietet sie gerade Vermögensverwaltern eine effektive Möglichkeit zur Risikovorsorge und Enthaftung. Nach Analyse durch den Steuerberater holt der Makler kostenfrei Angebote ein. Selbst bei Ablehnung durch die Anleger entsteht so eine dokumentierte Beschlusslage – ein klarer Vorteil bei späterem Risikoeintritt.

Fazit: Steuerstrategie ist Chefsache

Steuern sind im Asset & Fondsmanagement ein zentrales Thema der Treuepflicht gegenüber Anlegern. Wer Risiken erkennt, absichert oder dokumentiert, handelt nicht nur verantwortungsvoll, sondern auch haftungsvermeidend. Die Steuerversicherung ist ein pragmatisches, wirtschaftlich attraktives Instrument – das in keinem professionellen Risikomanagement fehlen sollte.