Versicherungen stocken Immobilien im Portfolio auf

Die deutschen Versicherer stocken die Anlageklasse „Immobilien“ zunehmend auf. Das zeigt eine neue Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, das Trendbarometer Immobilienanlagen der Assekuranz. Dafür befragten Experten insgesamt 30 Versicherungsunternehmen und Pensionskassen. Die Immobilienquote in den Portfolios der Akteure beträgt demnach inzwischen 11,5 Prozent. Sie ist damit so hoch wie nie zuvor (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Immobilienquoten im historischen Vergleich

Und das Interesse der Großanleger an der seit Jahren gefragten Anlageklasse reißt nicht ab. Denn zwei von drei (63 Prozent) der befragten Versicherungsunternehmen wollen ihre Immobilienquote weiter steigern, während die übrigen 37 Prozent sie konstant halten möchten, berichtet EY.

Versicherer wollen vor allem bei Immobilien aufstocken

Die Pandemie habe die große Mehrheit der Versicherer (82 Prozent) kaum daran gehindert, ihre Anlagestrategie umzusetzen. Wie die Umfrage weiter zeigt, möchte mehr als die Hälfte der Versicherungen Immobilienanlagen innerhalb ihrer Gesamtportfolios am stärksten ausbauen.

Nach Einschätzung von Dietmar Fischer, Partner bei EY Real Estate und Autor der jährlich durchgeführten Studie, sind Immobilienanlagen mit stabilem Cashflow „für die Assekuranz im Niedrigzinsumfeld unabdingbar, um Garantiezinsversprechen weiterhin einhalten zu können, auch wenn der Garantiezins wie geplant zum Beginn des nächsten Jahres zum wiederholten Male gesenkt wird“. Die Corona-Pandemie steigere die Attraktivität risikoarmer Immobilieninvestments sogar noch, so Fischer, „wenngleich sie zu einer Verschiebung hin zu pandemieresistenten Nutzungsarten führt“.

So verschieben die Großanleger der Assekuranz ihren Fokus bei Immobilieninvestments laut EY insbesondere auf „pandemiesichere“ Anlageklassen, allen voran Wohn- sowie Logistikimmobilien, wie die folgende Abbildung zeigt. Die Investments werden dabei hauptsächlich in Deutschland und Europa geplant.

Abbildung 2: Versicherer bevorzugen Wohnimmobilien

Antwort auf die Frage: „Welche Nutzungsarten stehen 2021 in Ihrem Investmentfokus?“

Bei den einzelnen Risikokategorien favorisiert die Assekuranz die vergleichsweise risikoärmeren „Core“- und „Core+“-Investments, wie die folgende Abbildung zeigt.

Abbildung 3: Versicherer bevorzugen in der Pandemie risikoarme Immobilien

Versicherer investieren überwiegend direkt

Ihren Immobilienbestand halten die Versicherer zu 60 Prozent direkt und zu 40 Prozent indirekt, also beispielsweise über geschlossene Immobilienfonds (z. B. in Form der Objekt-KG). Für indirekte Anlagen erwarten sie eine durchschnittliche Rendite von 5,6 Prozent, wie die nächste Abbildung zeigt.

Laut Studie liegt die erwartete Rendite für direkt gehaltene Bestände mit durchschnittlich 4,7 Prozent darunter. Gegenüber dem Vorjahr ist diese Renditeerwartung um 1,5 Prozentpunkte allerdings deutlich angestiegen (2020: 3,2 Prozent).

Abbildung 4: Versicherer investieren überwiegend direkt in Immobilien

Geschlossene Immobilienspezialfonds sind die beliebteste Anlageform der Umfrageteilnehmer (82 Prozent). Auch Investitionen in den Direktbestand werden laut EY weiterhin als „attraktive Anlageform“ wahrgenommen (67 Prozent), gefolgt von Projektentwicklungen (63 Prozent) sowie offenen Immobilienfonds (55 Prozent).

Zuletzt hatte sich bereits die Wirtschaftskanzlei GSK Stockmann mit der Entwicklung am deutschen Immobilienmarkt beschäftigt, wie Sie hier nachlesen können. Die Experten stellten ein Jahr nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie fest, dass sich der Markt sowohl für private als auch für institutionelle Investoren als weiterhin stabil erwiesen hat.

Über die Studie:
Das Trendbarometer Immobilienanlagen der Assekuranz wurde 2021 zum 14. Mal erstellt. Im Mai 2021 wurde dafür eine Umfrage unter 30 führenden Unternehmen der deutschen Assekuranz durchgeführt. An der Befragung beteiligten sich verschiedene Akteure der Versicherungsbranche, etwa Pensionskassen sowie Lebens- und Rückversicherungen. 

Autor: Tobias Bürger, Bund Institutioneller Investoren, bii.

Bildquelle: Pixabay 

Die vollständige Studie finden Sie außerdem hier.