Mehr als nur Kunst: Wie Urban Art den Wert von Immobilien steigern kann
Urban Art, oft auch als Street Art bezeichnet, hat ihre Wurzeln im Graffiti der 1960er und 1970er Jahre in New York, wo marginalisierte Jugendliche ihre Geschichten, Kämpfe und Hoffnungen im öffentlichen Raum sichtbar machen wollten. Mit Spraydosen, Schablonen und anderen Mitteln brachten sie mutige, oft politisch aufgeladene Bilder und Slogans auf Wände, U-Bahnen und verlassene Gebäude an.
Jean-Michel Basquiat und Keith Haring machten Street Art salonfähig, indem sie klassische Kunsttechniken mit dem rohen Ausdruck der Straße kombinierten. Der wohl bekannteste Street Art Künstler bis heute ist Banksy. Er wurde in den späten 1990er Jahren in Bristol, England, bekannt und hat seitdem durch seine einzigartigen, oft ironischen und sozialkritischen oder politisch geprägten Kunstwerke weltweite Aufmerksamkeit und Anerkennung erlangt. Bis heute hat sich die urbane Kunst zu einer anerkannten Form des kulturellen Ausdrucks entwickelt, die nicht nur rebellisch, sondern auch transformativ ist.
Bei großflächigen Wandgestaltungen handelt es sich meistens um legale Auftragsarbeiten, die nicht nur die Architektur der Gebäude bereichern, sondern ganze Stadtviertel transformieren können, indem sie die Umgebung aufwerten und beleben.
Urban Art lässt sich von der Umgebung und den Geschichten der Gemeinschaft inspirieren und spiegelt diese wider – eine wechselseitige Beziehung zwischen Kunstwerk und Ort, die dem Verständnis von Urban Art als lebendige und wandlungsfähige Ausdrucksform eine zusätzliche Dimension verleiht. Die Einbeziehung von Anwohnerinnen und Anwohnern in die Entstehung, etwa durch Workshops zur Motivfindung, fördert den Austausch, die Identifikation mit dem Kunstwerk und das Gemeinschaftsgefühl.
Der Stadttel St. Georg in Hamburg ist bunt, lebendig und divers. Verschiedene Kulturen und Religionen sowie Lebensmodelle machen das Viertel besonders. Das Wandbild „COLORS“ des Künstlers TASEK verkörpert die Energie und Vitalität von St. Georg und ist eine Hommage an diesen bunten und lebendigen Stadtteil. Im Herzen von St. Georg liegt der Hansaplatz, der eine tolle Sichtachse auf das Wandbild bietet. Während man auf der Ostseite des Hansaplatzes die Attraktivität von Lange Reihe und Alster genießen kann, sind Gewerbetreibende und Bürobesitzer auf der Westseite des Platzes, rund um den Steindamm, um ein besseres Image bemüht. Das Mural „COLORS“ sendet ein positives Signal für St. Georg und seine moderne Weltoffenheit in die Stadt und in die Welt aus.
Fassadengestaltungen können auch den Wert von Bestandsgebäuden steigern und die Vermietungschancen verbessern. Kunstvolle Fassaden differenzieren Immobilien im Markt und schaffen lebendige, einladende Nachbarschaften, die neue Mietergruppen und Unternehmen anziehen und sich positiv auf die Vermarktung auswirken können.
International zeigt das Wynwood Walls-Projekt in Miami, wie Urban Art zur Revitalisierung von Stadtteilen beitragen kann. Aus einem vernachlässigten Industriegebiet wurde durch Murals internationaler Künstlerinnen und Künstler ein Zentrum für Kunst und Gastronomie, das wirtschaftliche Belebung und steigende Immobilienwerte brachte.
So fördern Urban Art-Projekte eine nachhaltige Stadtentwicklung und setzen ein Zeichen für umweltbewusstes Handeln.
Das Wandbild der brasilianischen Künstlerin Júlia Mota Albuquerque ist in Düsseldorf für die Cube Life GmbH enstanden, das Unternehmen bietet Wohnungen und Mikroapartments für unterschiedliche Zielgruppen an. Es zeigt verschiedene Charaktere, die sich gegenseitig hochheben, um ein Gefühl von Kooperation und Zusammenleben in der Gesellschaft zu vermitteln. Blumen wachsen in Hülle und Fülle und symbolisieren die Bedeutung unserer Verbindung mit der natürlichen Welt. Das Mural zeigt, dass Wandgestaltungen nicht nur das äußere Erscheinungsbild eines Ortes verändern, sondern auch eine positive Wirkung auf das gesamte Viertel haben können.
Zusammengefasst bietet Urban Art vielfältige Vorteile für Städte, Immobilienbesitzerinnen und
-besitzer, Investorinnen und -investoren und Anwohnerinnen und -anwohner. Sie verbindet ästhetische, kulturelle und ökologische Elemente und verbessert das städtische Leben auf vielen Ebenen. Ob durch soziale Teilhabe, wirtschaftlichen Aufschwung oder ökologische Innovation – Urban Art belebt Räume und schafft nachhaltige, lebenswerte Stadtteile. Somit ist die Investition in Urban Art auch eine Investition in das kulturelle und wirtschaftliche Potenzial urbaner Räume und eine Chance, gesellschaftliche Werte kreativ zu vermitteln.
Durch Investitionen in diese Kunstform können Unternehmen kulturelle Verantwortung zeigen und ESG-Ziele (Environment, Social, Governance) fördern. Damit ist Urban Art mehr als nur Kunst, es steigert den Wert der eigenen Immobilien und erhöht deren Attraktivität sowohl in der Vermietung als auch bei einem Verkauf. Deshalb ist es lohnend für institutionelle Investoren sich mit dem Thema Urban Art im Rahmen von Quartierentwicklungen zu beschäftigen.
Susanne Moisan
Kultur- und Projektmanagement