Private Credit

Artikel „Ein gutes Pflaster für Euro-Investment-Grade-Anleger“

Im vergangenen Jahrzehnt haben Private Markets bzw. Anlagen in Privatmärkte aufgrund niedriger und teils sogar negativer Zinsen ein erstaunliches Wachstum an den Tag  gelegt. Im heutigen Zinsumfeld gibt es jedoch Bedenken, wie Unternehmen die gestiegenen Finanzierungskosten bewältigen können. Der Großteil des Fremdkapitals von Private Debt-Fonds ist variabel verzinst. Anzeichen von Stress im Markt sind bereits ersichtlich. Interessanterweise bleiben zuvor finanziell stabile Unternehmen und einst als defensiv eingestufte Sektoren, wie das Gesundheitswesen und die Technologiebranche, nicht verschont. Doch ein schwieriges Umfeld kann für institutionelle Anleger auch ein gutes Zeitfenster für den Einstieg in die Anlageklasse darstellen. Es wird erwartet, dass der Markt weiterwächst: Er soll sich global von 1,5 Billionen Dollar Auf im im Jahr 2022 auf einen neuen Rekordwert von 2,8 Billionen Dollar im Jahr 2028 fast verdoppeln, was einer jährlichen Wachstumsrate von 11 % entspricht1.

Private vs. Public Debt
Im 3. Quartal 2022, als der European Leveraged Loan Index die Marke von 90 unterschritt, wäre es zwar schwierig gewesen zu argumentieren, dass ein nennenswerter Aufschlag für private Schuldtitel gegenüber öffentlichen existiert. Langfristig gesehen vertreten wir jedoch die Meinung, dass Private Debt-Lösungen im Vergleich zu den gängigen Kapitalmarktalternativen weiterhin signifikante Vorteile bieten. Oft wird im Kontext von Private Markets auch die sog. Illiquiditätsprämie angesprochen. Aus Sicht des Kreditnehmers geht es jedoch v. a. um die strukturellen Vorteile einer Finanzierung aus privater Hand, zumindest für den Mittelstand. Dazu gehören u. a. die maßgeschneiderten Dokumente, die erhöhte Sicherheit eines Transaktionsabschlusses und die Diskretion aufgrund unnötiger Offenlegung vertraulicher Information gegenüber der Konkurrenz sowie Beschaffung eines öffentlichen Ratings. Unserer Ansicht nach sind Kreditnehmer bereit, dies entsprechend zu vergüten. Deshalb sind wir überzeugt, dass es langfristig eine Prämie verglichen mit dem Kapitalmarkt geben wird.

Wertversprechen für Investoren intakt?

Einer der Gründe, die für Private Debt sprechen ist, dass die Dokumentation aus Sicht des Kreditnehmers häufig restriktiver ist als z. B. bei Hochzinsanleihen, insbesondere im  Hinblick auf sog. ‚Covenants‘ (u. a. Finanzkennzahlen). Kürzlich gab es im Markt zwar einige Transaktionen, bei denen Covenants flexibler gestaltet oder gänzlich gemieden wurden (sog. ‚Covenant-Lite- Transaktionen‘). Aus unserer Sicht ist dies allerdings selten, und wir sind zuversichtlich, dass solche Fälle auch weiterhin die Ausnahme bleiben werden. Schlussendlich sind substanzielle Covenants ein wesentliches Argument seitens Investoren, sich für eine Allokation in Private Debt zu entscheiden. Mit Verweis auf Statistiken zu öffentlichen Kapitalmärkten ist festzustellen, dass der durchschnittliche Leverage über die letzten Jahre stetig gestiegen ist und bei sogenannten Leveraged- Loan-Transaktionen in 2020/21 bei etwa 5,5 x lag, und damit nur geringfügig über den Werten von 2023. Dazu kommen flexibel gestaltete Dokumente mit ungenauen Covenant-Definitionen, welche nach sich ziehen, dass der tatsächliche Leverage im Vergleich zu Private Debt aus unserer Sicht meist höher liegt. Mittels strenger Kreditauswahl und einer konservativeren Dokumentation, welche es heutzutage aggressiver zu verhandeln gilt, sollten unseres Erachtens die  Rückzahlungsquoten höher ausfallen als auf dem Kapitalmarkt.

Der richtige Zeitpunkt für einen Einstieg

Viele Finanzstrategen sind der Ansicht, dass der optimale Zeitpunkt für Investitionen in Hochzins-Anleihen auf den öffentlichen Märkten mitten in einer Rezession liegt, wenn es quasi die größte Unsicherheit bezüglich Ausfallraten gibt. Auf liquiden Märkten besteht die Möglichkeit, ein gewisses ‚Timing‘ zu betreiben bzw. den Einstiegspunkt taktisch zu optimieren. Im Bereich Private Debt hingegen wird über mehrere Jahre hinweg investiert. Mittlerweile wird die Anlageklasse aus Sicht der Investoren als strategisch bezeichnet.
Als Hauptgründe werden hier u.a. der Diversifikationseffekt sowie attraktive absolute Nettorenditen für das erwartete Risiko aufgeführt. Daher ist anzuraten, die Allokation konstant zu halten und kontinuierlich zu investieren.