Impact Investing im Wandel der Zeit

Artikel „Impact Investing im Wandel der Zeit“

Impact Investing im Wandel der Zeit

Der Trend zur Nachhaltigkeit findet auch im Finanzbereich zunehmend Anklang. Laut einer aktuellen Umfrage beabsichtigt die Mehrheit der institutionellen Investoren, ihr Engagement in Impact-Investments zu verstärken.[1] Doch woher kommt dieser Trend und welche Entwicklungen können Investoren in Zukunft erwarten?

Ursprung im kirchlichen Bereich

Die Frage nach dem Huhn und dem Ei stellt sich auch beim Impact Investing. Obwohl Finanzinvestitionen schon lange vor der Nachhaltigkeitsdebatte getätigt wurden, haben sich viele heute als „Impact-Investoren“ bezeichnende Anleger auf dem traditionellen Weg eines renditeorientierten Investors entwickelt, der sukzessive auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. Legt man den Ausgangspunkt auf das Thema „Impact“, stellt sich die Geschichte anders dar.

Schon früh engagierten sich die Kirchen gemäß ihrer christlichen Verantwortung unabhängig von ökonomischen Aspekten im Bereich „wirkungsorientierter Investitionen“. Spenden und Entwicklungshilfe gehören noch heute zum Selbstverständnis der Kirchen. Dennoch denken auch Kirchen nicht nur philanthropisch und verfügen seit eh und je über beträchtliche Vermögen. Kirchliche Investoren können daher als Pioniere im Bereich ESG und Impact Investing betrachtet werden. Themeninvestments in erneuerbare Energien und Mikrofinanzierungen standen schon auf ihrer Agenda, bevor der Begriff „Impact-Investments“ geprägt wurde.

Von philanthropischen Themeninvestments zu Impact-Investments

Inzwischen hat sich eine eigene Asset-Kategorie entwickelt, die zwischen reinen Spendenthemen und klassischen ESG- und SRI-Anlagen angesiedelt ist. Impact-Investments gelten nicht mehr als exotisch, sondern werden als wertvoller Beitrag zur breiten und nachhaltigen Portfoliodiversifikation betrachtet und bieten gleichzeitig attraktive Rendite-Risiko-Profile. Im Gegensatz zu ESG- und SRI-Investments geht es bei Impact-Investments nicht um Vermeidung oder Ausschluss, sondern um aktive Förderung.

Zunehmende Themen- und Investorenbandbreite

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Impact-Investments spürbar angestiegen, insbesondere vor dem Hintergrund der Herausforderungen für Investoren im Niedrigzinsumfeld. Neben kirchlichen Institutionen betätigen sich nun auch vermehrt Versicherer, Pensionskassen und Family Offices als Impact-Investoren.

Der Markt für Impact-Investments entwickelt sich weiter. Durch technologischen Fortschritt werden neue Investmentthemen von KI bis hin zu Climate- und Biotech sowie Digital Health abgedeckt. Neben Private Equity spielen auch Debt-Investments aufgrund wieder gestiegener Zinsen eine Rolle.

Venture Capital ermöglicht die Unterstützung nachhaltiger Technologien in frühen Entwicklungsstadien mit attraktiven Renditen, wenn auch mit höheren Verlustrisiken. Auch im Immobilienbereich gewinnt Impact-Investing in einem herausfordernden Marktumfeld an Bedeutung, wobei soziale Aspekte wie generationenübergreifendes Bauen und Quartiersentwicklung in den Vordergrund geraten. Der Bereich der Impact-Investments erstreckt sich zudem auch auf liquide Assets in Form von Green, Blue und Social Bonds.

Ausblick: Klimawandel, Regulatorik und Marktentwicklung als Treiber

Indizien deuten darauf hin, dass der Markt für Impact-Investments in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Die steigende Nachfrage resultiert zunächst aus dem verstärkten Bewusstsein für den Klimawandel und der Notwendigkeit von Maßnahmen zu dessen Bekämpfung.

Positiv beeinflusst wird der Markt zudem durch die Regulatorik. Einstufungen nach Art. 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung werden entgegen ihrer Bedeutung als Berichtsmaßstab erfolgreich als Marketinginstrumente eingesetzt. Die Einführung der EU-Taxonomie fördert ein einheitliches Verständnis und die Vergleichbarkeit der Investments, obgleich es noch an einheitlichen Mess- und Bewertungsstandards und einer Sozialtaxonomie mangelt.

Die Entwicklung wird voraussichtlich auch durch den Kapitalmarkt vorangetrieben. Der Zinssenkungszyklus dürfte voraussichtlich bereits Mitte 2024 einsetzen und die Zinsen schneller und stärker fallen als bislang erwartet. Inflation verliert an Dominanz und Bewertungen dürften zurückkommen. Andere Assetklassen abseits der klassischen Bondanlage gewinnen an Bedeutung. Um den richtigen Einstiegszeitpunkt nicht zu verpassen, sollten sich Investoren frühzeitig nach geeigneten Opportunitäten umschauen.

von

Daniel Wolbert
Institutional Partner
Ready 4 Impact

Daniel Wolbert

[1] Vgl. Schroders Institutional Investor Study 2023 Global Report, https://publications.schroders.com/view/1019259583/